In
den Wochen vor der Reise war die Entscheidung gefallen, wegen der
gesundheitlichen Situation von Thomas nicht auf Dauer nach Brasilien
in den Dienst der Allianz-Mission zu gehen. So wurde diese Reise für
uns zu einem Abschied von der spezifischen Aufgabe im Nordosten
Brasiliens, dem Projekt LEVANTE in Recife.
Recife
war dann auch unsere erste Station. Am 8.11. kamen wir dort bei 35°C
gemeinsam mit unserem Missionssekretär Jochen Riemer an. Für ihn
war es die erste Reise in sein neues Verantwortungsgebiet Südamerika.
Unsere Kollegen empfingen uns sehr herzlich am Flughafen und nach
einem kleinen Imbiss unterwegs brachten sie uns zu einem Ferienhaus
von befreundeten Leuten aus der Trierer freien evangelischen
Gemeinde. Sie hatten uns das Haus spontan zur Verfügung gestellt.
Mit dem Auto unserer Kollegen konnten wir uns dann dort recht frei
bewegen.
zukünftiger Fussballplatz |
Für
uns ging es darum, die Freunde und Mitarbeiter zu treffen und mit
ihnen zu erleben, wie sich das Projekt durch die Eingriffe der
Regierung verändert hat. Als wir das letzte Mal dort waren, gab es
auf dem Landgut noch das Kinderheim. Heute ist es verwaist und wartet
auf die nötigen Umbauten zu einem Sport- und Freizeitzentrum der
LEVANTE- und GOOOLGATHA-Arbeit. Der große geplante Fußballplatz
wartet auch auf die erforderlichen Planierungs- und
Untergrundarbeiten. Die Pläne dazu sind fertig, aber wegen des
enormen Baubooms findet sich keine Baufirma, die bereit ist so eine
„Kleinigkeit“ noch dazu für wenig Geld auszuführen. Außerdem
hemmt die ausufernde Bürokratie den Fortgang der Arbeiten. Man kann
nicht einfach den Platz bauen, alles muss genau so gehen, wie es
brasilianische Ingenieure vorgeben, auch wenn es anders einfacher,
besser und billiger wäre. So kämpfen die Mitarbeiter täglich mit
diesen Herausforderungen.
Das
Haus ist verwaist, wo sind die Kinder geblieben, die dort beheimatet
waren? Einige sind in Familien zurückgeschickt worden, einige in
staatliche Heime überführt. Teilweise findet in den Heimen kaum
Betreuung statt, außer dass große Fernseher zur Verfügung stehen.
Man hatte damals die Schließung mit Baumängeln begründet, was
teilweise vorgeschoben war. In einem der „tollen“ staatlichen
Heime brach kurz nach Ankunft der Kinder das Dach ein. Soviel zu den
Alternativen zu den von nicht staatliche Organisationen geführten
Heimen. Man kann schon verzweifeln über diese Willkür.
Ein Teil des Levante-Teams |
Auf
der anderen Seite konnten wir erleben, dass sich auch durch diese
erzwungenen Veränderungen die Arbeit des Projektes sich in den
verschiedenen Standorten sehr positiv entwickelt. Es geht jetzt viel
stärker um Prävention. Dabei ist ein sehr wichtiger Faktor der
Sport mit den Kindern und Jugendlichen. Nicht nur Fußball, auch
andere Sportarten motivieren die Kinder und Jugendlichen zu
verändertem Verhalten in Schule und Familie. Ein Vater, der sehr
wenig Geld hat und schon gar nicht für seine Kinder, erlebte, dass
sein Sohn sich sehr veränderte als er an einem Kurs in Taekwondo
teilnahm. Er kaufte ihm schließlich die entsprechende Sportkleidung,
trotz knapper Kasse.
Die
Mitarbeiter arbeiten im Bereich Sportmission mit anderen
Organisationen zusammen, die viel Erfahrung auf diesem Gebiet haben.
So entstanden Gruppen für weitere Sportarten als Fußball: z.B.
Floorball, eine Art Softhockey. Nach einem Lehrgang für die
Mitarbeiter stellte die Organisation mehrere Mannschaftsausrüstungen
für Gooolgatha zur Verfügung.
letzte Wasserlöcher |
Das
Sítio
, das Gelände des ehemaligen Kinderdorfes, soll neben einem
Fußballplatz weitere Häuser bekommen mit
Übernachtungsmöglichkeiten für Freizeiten, Schulungen und andere
Veranstaltungen. Finanziert wird es teilweise aus den Spenden der
Aktion: „Kinder helfen Kindern – Gooolgatha“ des Bundes Freier
evangelischer Gemeinden in Deutschland. Da haben Kinder in ihren
Gruppen in den letzten 3 Jahren eine große Menge Geld gespendet um
dies möglich zu machen. Betet mit dafür, dass die bürokratischen
Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden können, die die Arbeit immer
wieder stark behindern.
Staub statt Gras |
Wir
hatten Gelegenheit ein Therapieprojekt für Suchtkranke zu besuchen
im Hinterland
von Recife. welches seit langer Zeit von einer großen Trockenheit
betroffen ist. Ein riesiger Landstrich ist seit Januar 2011 ohne
jeden Regen. Wir konnten das bei einer Fahrt zu diesem Projekt
selbst erleben. So weit das Auge reicht graues vertrocknetes Gras,
dazwischen ein paar Grundwasserlöcher,
die aber nicht ausreichen um irgendeine Art der Bewässerung zu
machen. Und der Sommer hat erst begonnen. Weiter im Landesinneren,
dem Sertão, sieht es noch schlimmer aus. Die Rinder verenden auf den
trockenen Weiden und die Menschen fliehen in die größeren Städte
weil ihnen Trinkwasser uns auch inzwischen Nahrung fehlen. Das
verstärkt dort wiederum die soziale Not und belastet die ohnehin
katastrophale Infrastruktur. Der Staat bekommt es nicht auf die
Reihe, die Bevölkerung angemessen zu versorgen. Genau unter diesem
Trockengebiet liegt eines der größten Wasserreservoirs der Erde.
Die
kleinen Gemeinden vor Ort versuchen nach besten Kräften zu helfen,
da der Staat sich dazu nicht in der Lage sieht.
Neben
der Projektarbeit gibt es eine Gemeindegründung von Brasilianern und
Deutschen in einem Stadtteil von Jaboatão dos Guararapes, die sich
zu Hauskreis
und Gottesdienst regelmäßig trifft mit dem Ziel internationale
Gemeinde. Die Gottesdienste finden in einer Englischschule statt, die
von einer Christin geleitet wird. Wir sind gespannt, was sich dort
entwickelt. Es leben dort einige Deutsche die sich hier einbringen
oder als Gäste kommen.
Uns
ging es in dieser Woche so, dass wir von allen sehr herzlich
aufgenommen wurden und wir nicht als Gäste sondern als dazugehörig
angesehen wurden. Das tat bei aller Abschiedsstimmung gut. Auch zum
genießen war in dieser Woche Zeit. Gemeinsam mit Jochen, dem
Leitungsteam und ihren Familien konnten wir einen Ausflug nach Porto
de Galinhas machen. Dort ist ein sehr schöner Strand
in einem Ferienort mit vorgelagerten Korallenriffen die man
besichtigen kann. Es war ein schöner Tag, gemeinsam am Strand.
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