Vor
einem Jahr am 27.Juni 2011 bekam ich durch das Knochenmark meiner
Schwester ein neues Leben geschenkt! Ein Riesengeschenk unseres
Gottes! Wir danken allen Überbringern dieses Geschenkes: allen voran
meiner Schwester Elisabeth, die ihr Knochenmark für mich gespendet
hat; den Ärzten und Schwestern in der Uniklinik Essen; meiner lieben
Frau Elke, ohne die ich sicher heute diesen Brief nicht schreiben
könnte; meiner ganzen Familie mit Mutter, Kindern und Verwandten;
den Kollegen der Allianz-Mission in der Zentrale und in den
Einsatzländern, die in der ganzen Zeit hinter uns standen und
stehen; den vielen, vielen Freunden, Betern und Glaubensgeschwistern
in Deutschland und Brasilien, die uns begleitet haben. Es blieben
noch viele zu nennen die uns in der schweren Zeit der Krankheit
geholfen haben und immer noch helfen. Wir danken Euch allen von
ganzem Herzen!!!
Pumpenstation für Blut und Medikamente |
Ich
erinnere mich sehr gut an die Momente, als das Knochenmark meiner
Schwester als Infusion in meinen Körper lief und ich damit eine
Chance auf Überleben und sogar Heilung bekam. Zu dem Zeitpunkt wäre
ein Überleben ohne dieses Blut nicht möglich gewesen! Durch die
Chemotherapie waren mein eigenes Knochenmark und mein Immunsystem
komplett zerstört worden, was Voraussetzung für eine erfolgreiche
Transplantation war. Nach ein paar Wochen mit Nebenwirkungen der
Chemotherapie wuchs das Implantat an und nahm seine Arbeit mit der
Produktion neuen Blutes auf.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus
begann eine Achterbahnfahrt mit Phasen großer Schwäche aber auch
immer wieder kurzzeitiger Erholung. Es ging jedoch nie so weit bergab
wie beim vorherigen Mal und so führte die Trendlinie doch nach oben.
Nach einer Chromosomenuntersuchung vor einigen Monaten kam das
Ergebnis: komplette Remission der vorausgegangenen Erkrankung! Das
bedeutete, dass die Erkrankung geheilt war und bis heute ist! Das
heißt aber nicht, dass alles wie früher ist. Mit der KMT wurde mir
auch das Immunsystem meiner Spenderin übertragen.Nach einer
Knochenmarkstransplantation (KMT) kommt es üblicherweise zu mehr
oder minder starken Abstoßungsreaktionen der Spenderzellen gegen
Organe des Empfängers, die lange bis lebenslang andauern können.
Diese treten auch bei mir auf, halten sich aber in einem bisher gut
kontrollierbaren Rahmen. Die Medikamente, die diesen Effekt
verhindern sollen, konnten inzwischen fast komplett abgesetzt werden.
In den nächsten Tagen geht es daran, durch Impfungen das Immunsystem
wieder neu aufzubauen und den verloren gegangenen Schutz vor
Infektionskrankheiten neu zu schaffen, damit die hohe Dosis von
Antibiotika , die ich vorbeugend nehmen muss reduziert werden kann
Das ist natürlich auch für eine immer noch geplante Wiederausreise
nach Brasilien sehr wichtig. Es gibt
nach wie vor gute und schlechte Tage und vor allem die geistige
Leistungsfähigkeit ist noch nicht wieder hergestellt. Geistige
Anstrengungen hauen mich ganz schön um. So ist auch an eine
Arbeitsfähigkeit noch nicht zu denken. Ab und zu versuche ich im
Rahmen meiner Möglichkeiten bei der Mission zu helfen, immer so, wie
es die Tagesform erlaubt oder auch nicht.
Ein
weiteres „Problem“: die viel zitierten „Chemo-Locken“ wollen
sich bei mir noch nicht so richtig einstellen. Die Haarpracht ist
eher noch „babylike“.
Zur Zeit
muss ich nur noch einmal im Monat zur Kontrolle und die letzten
Ergebnisse waren gut. Das Blutbild ist stabil. Ich mache wenn es mir
gut geht Krankengymnastik in einem Fitnessstudio, das fördert die
Rückkehr der körperlichen Kräfte. Außerdem habe ich ein Hobby
reaktivieren können, das Bogenschießen. Es hilft dabei
Konzentration einzuüben ohne Leistungsdruck. Gemeinsam mit Freunden
haben wir eine 2-tägige Kanutour gemacht, die auch ermutigend
verlief und keine Probleme machte. Daher nehmen wir die Zuversicht,
dass es gut möglich ist, im November eine Reise nach Brasilien zu
unternehmen um zu sehen, ob und wie sich langfristig die medizinische
Kontrolle sicherstellen lässt. Außerdem haben wir Sehnsucht nach
dem Land und seinen Menschen.
Nach
einer einwöchigen Unterbrechung schreibe ich nun diesen Bericht
weiter. Inzwischen werden die Planungen für unsere Brasilienreise
konkreter. Die erste Impfung liegt hinter mir und hat keine negativen
Reaktionen hervorgerufen. Ein Kurztrip nach Paris ist auch gut
überstanden und so planen wir weiter unsere Reise. Auch die
Geburtstagsfeier zum 80. Geburtstag meiner Mutter war schön. Ihr
seht, es ist einiges los bei uns. Wir sind so dankbar, dass das alles
möglich ist und bisher ohne größere Probleme ablief.
Wie es
langfristig bei uns weiter geht können wir heute noch nicht
entscheiden. Deshalb arbeitet Elke weiter im Büro der Mission und
ich habe noch Zeit bis April, dann läuft meine bisher terminierte
Erwerbsunfähigkeitsrente ab. Wir sind gespannt, was wir dann
berichten können.
Ansonsten
geht meine Zeit rum mit Krankengymnastik im Fitnessstudio, Essen
kochen, Predigt vorbereiten (das bereitet mir Kopfzerbrechen weil
mein Chemo-Hirn noch nicht so will wie es soll) und sonstigem
Alltagskram. Es ist erstaunlich wie schnell die Zeit vergeht.
Ich
wünsche Euch allen, dass der Sommer doch noch kommt!! Hier in
Ewersbach könnte man meinen es sei April: 10 Minuten Sonne, 10
Minuten Regen und so weiter...
Herzliche
Grüße von mir, Thomas, und natürlich ebenso von Elke.
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