Nach einigen Wochen zu Hause hat sich ein gewisses Alltagsleben wieder eingestellt. Elke geht weiter regelmäßig zur Sprachschule, ich gehe regelmäßig zum Labor, zum Arzt und in die Tagesklinik für Transfusionen. Ab und zu schaffe ich es Sonntags in die Gemeinde oder es ist mal ein Spaziergang möglich. Dabei begegnen uns dann in der Stadt bei temperaturen um die 30°C Weinachtsdekorationen an und in den Kaufhäusern. Das ist schon ein komisches Gefühl, nach unserem Empfinden hochsommerliche Temperaturen und Advent vor der Tür.
Auf diesem Bild, das ist aus unserem Wohnzimmerfenster heraus fotografiert, sieht man eine Kindertagesstätte, eine so genannte Créche. Für eine halbe Stunde am vormittag kommen die Winzlinge von etwa 2-3 Jahren auf die Terrasse und spielen. Anschließend verschwinden sie wieder im Haus. So wachsen selbst die kleinsten schon hinter Gittern auf.
Letzte Woche habe ich mal wieder einen Schultag mitgemacht, die Freude war allerseits groß, weil viele auch für mich beten, aber nachher ging es mir nicht gut. Es ist wohl doch noch ein bißchen früh für die Schule. Die Kräfte reichen noch nicht dafür. Das "Problem" bei meiner Erkrankung ist, daß ich, so sagen wenigstens die Leute, aussehe wie das blühende Leben, aber objektiv eben doch sehr klapprig bin. Es ist schon gewöhnungsbedürftig, wenn man in der Metro wegen der getragenen Schutzmaske plötzlich den Behindertenplatz angeboten bekommt. Normalerweise habe ich Elke immer ausgelacht, wenn sie die Rolltreppe aus der Metro heraus nehmen wollte, jetzt gehe ich lieber 200m mehr, als die normale Treppe zu nehmen. Aber insgesamt geht es gut, die befürchteten Nebenwirkungen der Medikamente sind bis auf Kleinigkeiten weitgehen ausgeblieben.
Was unsere geplante Arbeit im Nordosten angeht, kann es sein, daß sich das zeitlich verschieben muss, aber der Arzt ist der Meinung, wenn der Behandlungsverlauf so weiter geht, steht aus seiner Sicht einem Einsatz in Recife dann nichts im Wege. Darüber haben wir auch mit unseren Kollegen hier gesprochen und wir sehen zuversichtlich in die gemeinsame zukünftige Arbeit. Mein hervorragender Arzt hat dort Kollegen, die sich auskennen und er hat auch schon gesagt, mich dann telefonisch weiter zu betreuen. Zur Zeit verbessern sich die Untersuchungsergebnisse von Woche zu Woche. Trotzdem gibt es Tage, an denen ich ungeduldig bin und denke, warum geht das alles jetzt nicht schneller. Wenn es schon besser wird, warum dann nicht sofort? Dann kann ich immer wieder Gott nur dankbar sein, daß ich überhaupt lebe und in so guten Händen bin. Deshalb an dieser Stelle Gott und allen Betern ein herzlicher Dank!